Erich Fromm

Die Tafel ist an der linken vorderen Hausecke zur Landshuter Straße befestigt.
Eine ursprünglich einmal geplante Berliner Gedenktafel wurde nicht realisiert.

Hier befand sich die Praxis von Erich Fromm – Psychoanalytiker, Sozialwissenschaftler und Humanist.
Erich Pinchas Fromm stammte aus einer streng gläubigen jüdischen Familie in Frankfurt am Main, aus der zahlreiche Rabbiner hervorgegangen waren. Er studierte zunächst zwei Semester Jura an der Universität Frankfurt und wechselte 1919 zum Studium der Nationalökonomie/Soziologie, Psychologie und Philosophie nach Heidelberg. Gleichzeitig studierte er den Talmud und bettete sein Studium ganz in diesen religiösen Rahmen ein. Er schloss das Studium 1922 mit der Promotion ab. Seine Versuche in der Psychoanalyse führten ihn zunächst nach München zu Wilhelm Wittenberg, dann zu Karl Landauer nach Frankfurt.
1928 kam Fromm nach Berlin zu Hanns Sachs ans Berliner Psychoanalytische Institut. Hier war 1923/24 das weltweit erste Konzept einer systematischen psychoanalytischen Ausbildung entwickelt worden und zukünftige Therapeuten mussten ihre Ausbildung in Berlin abschließen. Fromm machte mit mehreren Vorträgen am Institut und auf Tagungen auf sich aufmerksam. Am 7. Oktober 1930 wurde er zum außerordentlichen Mitglied der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft gewählt.
Fromm orientierte sich wieder in Richtung seiner Geburtsstadt und 1930 ernannte man ihn zum Leiter der sozialpsychologischen Abteilung am Frankfurter Institut für Sozialforschung (IfS). Die politische Situation in Deutschland wurde jedoch zunehmend unerträglich. Am 13. März 1933 wurde das IfS geschlossen und enteignet. In Berlin hatten bereits führende Psychoanalytiker das Land verlassen. Erich Fromm floh zunächst nach Genf und emigrierte im Mai 1934 in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Im Dezember 1935 brachen die Brücken nach Deutschland endgültig ab, nachdem Fromm, wie die anderen jüdischen Mitglieder der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft, ihren Fachverband verlassen mussten, damit die „arischen“ Mitglieder im Deutschen Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie, dem „Göring-Institut“, mitarbeiten konnten.
1940 nahm er die Staatsbürgerschaft der USA an und siedelte 1949 nach Mexiko über. In den folgenden 25 Jahren lehrte er an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM), hielt Vorträge in Europa und an verschiedenen amerikanischen Universitäten, war politisch engagiert und auch schriftstellerisch erfolgreich.
1974 zog er zusammen mit seiner dritten Frau Annis Freeman in den Tessin, nach Muralto bei Lugano. Nach einem vierten Herzinfarkt, wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag und kurz vor dem Erscheinen der zehnbändigen Gesamtausgabe seines Werks starb Erich Fromm.
Ein Jahr nach seinem Tod wurde Erich Fromm die Frankfurter Goethe-Plakette verliehen.

Material: »Mit Freud in Berlin«
Glas mit eingeätzter Beschriftung

Künstler: Frank Herbst

Quellen*:
– Vor-Ort-Recherche
– Wikipedia.de
– Gedenktafeln-in-Berlin.de
– Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft

Weiterführende Links*:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Fromm
https://mitfreudinberlin.jimdofree.com/gedenktafeln-mit-freud/erich-fromm/
https://opus4.kobv.de/opus4-Fromm/home
https://fromm-online.org/

* erfasst am 14.06.2021

© Foto: OTFW, CC BY-SA 3.0

Inschrift:
Erich Fromm
23.03.1900 Frankfurt - 18.03.1980 Locarno
Psychoanalytiker, Sozialwissenschaftler, Humanist
Lebte zwischen 1928 und 1930 in Berlin,
um die Psychoanalyse am Berliner
Psychoanalytischen Institut systematisch zu lernen.
Mitbegründer des Frankfurter Psychoanalytischen Instituts
und Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung in Frankfurt.
Emigrierte 1934 in die USA und entfaltete dort
seine kritischen und politischen Gedanken
in Forschung und Lehre.
Er wurde zu einer der Leitfiguren
der Studentenbewegung.
Mitbegründer der
„International Federation of Psychoanalytical Societies“,
Dachverband nichtorthodoxer
psychoanalytischer Gesellschaften (1962).
Sponsoren dieser Tafel: Anna-Freud-Oberschule (01.07.2006)


Adresse: Bayerischer Platz 1, 10779 Berlin
Anfahrt: U-Bhf: Bayerischer Platz – U4, U7
frei zugänglich