Herbert Gürtzig

Herbert Gürtzig L E B E N S W E G
Am 6. April 1897 in Berlin geboren, besuchte Herbert Gürtzig das Lessing-Gymnasium in Berlin Wedding. 1916 bedann er eine Lehre als Bankrevisor, wurde aber im Juli 1917 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zum Heer eingezogen. Nach Anstellung in verschiedenen Banken war er einige Zeit erwerbslos und verdiente dann seinen Unterhalt als Schaffner. Von 1930 bis 1933 war Herbert Gürtzig wiederum stellungslos, nachdem er seine erste Verurteilung als Homosexueller nach Paragraph 175 RStGB erhalten hatte. Im Anschluss an eine mehrmonatige Arbeitslosigkeit war er als Gutssekretär in Duckow (Kreis Stettin) tätig. 1935 kehrte er nach Berlin zurück, wo er 1936 erneut wegen Homosexualität verurteilt wurde. Die Strafe betrug 5 Monate und 2 Wochen. Letzte Arbeitsstelle war in einer Firma in Wannsee. Herbert Gürtzig wohnte von 1937 bis 1939 als Untermieter bei einer Familie, mit deren Sohn er eine freundschaftliche sexuelle Beziehung unterhielt. Dessen Vater zeigte ihn daraufhin an und wies ihn aus der Wohnung. Er zog am 2. März 1939 mit seinem Vater zur Untermiete in die Emmentaler Straße 74 , wo er festgenommen, nach Berlin-Moabit in Untersuchungsaft gebracht und unter Anrechnung der U-Haft zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Um eine Einlieferung in ein KZ zu umgehen, hatte Herbert Gürtzig auf Anraten seines Anwaltes mehrfach Ärzte aufgesucht, die ihn von seiner Homosexualität durch Kastration befreien sollten. Er verbüßte seine Haft zunächst im Emslandlager III in Brual-Rhede, mit Zwangsarbeit im Moor, wurde aber am 19. Dezember 1940 in das Zuchthaus Brandenburg-Görden überführt.
Herbert Gürtzig wurde trotz Verbüßung seiner Strafe am 25.05.1941 in das KZ Sachsenhausen gebracht, bekam dort die Häftlingsnummer 37804, in der Häftlingskategorie BV/175 (BV bedeutet Berufsverbrecher). Nach mehreren Krankenbarackenaufenthalten im KZ verstarb Herbert Gürtzig am 21. Januar 1942 laut Sterbeurkunde angeblich an Herz- und Kreislaufschwäche.
(Bearbeitung: R. Haase 2018)

Weiterführende Links*:
www.stolpersteine-berlin.de

* erfasst am 17.10.2019

Foto Bernhard Pelzl

Inschrift:
HIER WOHNTE
HERBERT GÜRTZIG
JG. 1897
VERHAFTET 12.5.1939
ZUCHTHAUS MOABIT
1940 LAGER BRUAL-RHEDE
1940 BRANDENBURG-GÖRDEN
1941 SACHSENHAUSEN
ERMORDET 21.1.1942


Adresse: Emmentaler Straße 74, 13407 Berlin
Anfahrt: U8 Residenzstraße, Fußweg ca. 220 m (linke Straßenseite)
oder
Bus 125, 122 Genfer Str., Fußweg ca.140 m
frei zugänglich